09.10.2015

Der Glöckner vom Türmchen


Detlef Querhammel ist es in vielfältiger Hinsicht zu verdanken, dass in Zülichendorf der Glockenturm, das Wahrzeichen des Ortes , so gut erhalten ist. Jetzt hat er aus eigener Tasche sogar die Reparatur des Klöppels bezahlt, Außerdem stellt er die Glocken für jedes Ereignis, damit sie pünktlich läuten.

Glockenhäuschen Quelle: Margrit Hahn

Zülichendorf. Ein solches Glockenhäuschen wie das in Zülichendorf ist im Land Brandenburg einmalig. Detlef Querhammel kümmert sich darum, dass die Glocken täglich läuten. Und nicht nur das.

Jetzt hat er gemeinsam mit Ortsvorsteher Waldemar Jendrusch die Reparatur der Klöppel bezahlt.

Bereits vor Jahren hatte sich Detlef Querhammel, damals noch als Ortsbürgermeister, für die Restaurierung des Glockenhäuschens eingesetzt. Das Häuschen wurde neu verfugt und der gesamte Glockenstuhl erneuert. Dem damaligen Pfarrer gelang es, eine neue Glocke aufzutreiben, denn die alte war gerissen. Bei der Gelegenheit wurde auch ein elektrisches Geläut eingebaut. 1993 wurde Glockenweihe gefeiert. Seitdem wartet eine Berliner Firma die Zülichendorfer Glocken. Bei der letzten Wartung stellten die Fachleute fest, dass der Glockenklöppel zu hart ist und es passieren kann, dass er die Glocke beschädigt. Detlef Querhammel die Gemeinde Nuthe-Urstromtal, doch erhielt er nach eigenen Angaben keine Reaktion. Die Nachfrage ergab, dass die Gemeinde dafür kein Geld zur Verfügung hat. 

Per Schalter kann Detlef Querhammel die Glocken läuten. Quelle: Margrit Hahn

Inzwischen hatte sich der Zülichendorfer einen Kostenvoranschlag besorgt und entschied, die Reparatur aus eigener Tasche zu bezahlen. „Der Klöppel war an den Anschlagstellen schon ziemlich flach" sagt Detlef Querhammel. 

Über 700 Euro kostete die Reparatur. Als Ortsvorsteher Waldemar Jendrusch davon erfuhr, übernahm er die Hälfte der Kosten. Täglich werden in Zülichendorf die Glocken geläutet. Zudem vor Gottesdiensten, zu Feiertagen, am Vortag einer Beerdigung und nach der Trauerfeier, wenn der Sarg zu Grab getragen wird. Dafür muss Detlef Querhammel genau wissen,  wie lange Pastor oder Redner sprechen, um danach die Glocken einzustellen. Das erfolgt automatisch und klappt - fast - immer. Einmal fingen die Glocken eine Woche nach Silvester abermals um Mitternacht an zu läuten - die Zeitschaltuhr war nicht ausgeschaltet worden. Detlef Querhammel hat seelenruhig geschlafen. Am nächsten Tag wurde er von den Nachbarn darauf hingewiesen. Die nahmen es aber mit Humor.

Einmal gab es allerdings richtig Ärger. Ein kleiner Zülichendorfer wurde von seinen Großeltern aufgefordert nach Hause zu kommen, wenn die Glocken läuten. Doch er kam erst, als die Zeit längst vorüber war, und soll eine  Tracht Prügel bezogen haben, weil er sich nicht an die Anweisungen gehalten hatte. Der Junge behauptete felsenfest, die Glocken hätten nicht geläutet. Der Großvater erkundigte sich bei Detlef Querhammel , der bestätigte, dass die Glocken an diesem Abend nicht funktioniert hatte. „Woran es genau gelegen hat, weiß ich nicht. Vielleicht an einem Gewitter oder an einer technischen Störung", fügt Querhammel hinzu. Der Großvater hatte daraufhin ein ziemlich schlechtes Gewissen und kaufte seinem Enkel als Entschuldigung Schokolade.

Eine Woche kann das elektrische Geläut im Vorfeld programmiert werden. Detlef Querhammel notiert alle Termine feinsäuberlich und stellt die Glocken daraufhin ein. Da er in der Nähe wohnt, kann er schnell reagieren, falls es erforderlich ist. Er ist froh, dass es über all die Jahrhunderte gelang, das Glockenhäuschen als Wahrzeichen mitten im Ort zu erhalten. Die Zülichendorfer danken es ihm, vor allem zu Jahreswechsel, wenn nach dem Glockengeläut alle zusammenkommen, um das neue Jahr zu begrüßen.

Bisher konnte Detlef Querhammel nicht in Erfahrung bringen, ob es in Zülichendorf früher einmal eine Kirche gegeben hat, die an gleicher Stelle stand wie das Glockenhäuschen heute. „Wenn ich in Rente bin und viel Zeit habe, will ich mehr recherchieren. Denn es wundert mich, dass das Flurstück 32, auf dem der Glockenturm heute steht, ein langer schmaler Streifen ist. Das Glockenhäuschen ist aber klein und quadratisch.

Vielleicht stand an dieser Stelle doch mal eine Kirche", sagt er.

Bisher konnte er keine Unterlagen entdecken, die seine Vermutung bestätigen.

Die Gottesdienste fanden in den vergangenen Jahrzehnten immer in Privatwohnungen statt. 

Von Margrit Hahn