Der Keilbergriese haßt die Kirchen


In der Gegend des Keilbergs bei Bardenitz lebte einst ein Riese. Der ärgerte oft die Bauern in den Dörfern, die um den Keilberg herum liegen. Er vernichtete ihre Feldarbeit, zerstampfte das Korn, riss ihre Obstbäume aus, schleppte das Vieh fort und tat noch vielerlei Böses. Als der Riese eines Sonntags auf dem Keilberg saß, sah er die Bauern und Bäuerinnen in Zülichendorf in die Kirche gehen. Das ärgerte ihn, denn er konnte die Kirchen nicht leiden. Als dann aber noch die Glocken läuteten und die Leute in der Kirche sangen, wurde er wütend. Er packte in seiner Wut einen gewaltig großen Steinblock. Den warf er mit gewaltiger Kraft auf die Kirche von Zülichendorf. Er hatte gut gezielt. Der Stein sauste auf den Turm der Kirche nieder, durchschlug ihn, dass er einstürzte und fiel durch das Kirchendach in das Innere der Kirche. Das Kirchlein barst auseinander, stürzte zusammen. Wie durch ein Wunder blieben die Bauern in der Kirche heil und gesund. Aber die Zülichendorfer waren so arm, dass sie sich das Kirchlein nicht mehr aufbauen konnten. So blieb Zülichendorf bis auf den heutigen Tag ohne Kirche. 

Der Riese aber freute sich, dass er die Kirche in Zülichendorf zerstört hatte. Nun wollte er auch die Kirche in Kemnitz zertrümmern. Wieder nahm er einen riesigen großem Stein und schleuderte ihn auf die Kirche in Kemnitz. Aber kurz vor Kemnitz flog ein kleiner Vogel gegen den Stein. Kaum stieß er mit dem Stein zusammen, da zersprang der in viele Stücke. Weithin fielen sie auf die Äcker. Noch heute liegen davon viele Stücke auf der Kemnitzer Feldmarkt umher.

Aus vielen Stücken des Steins sind aber schon Straßen gebaut worden. 

 

Quelle: „Sagen des Kreises Jüterbog – Luckenwalde“, Rühlmann & Bühnemann, 1937