22.12.2021

Eik Weiske ist der erste Sozialarbeiter an den Grundschulen in Nuthe-Urstromtal


Mobbing im Internet, Stress mit den Eltern, unfaire Lehrer: Die Palette an Problemen, die Eik Weiske lösen soll,

ist so vielfältig wie die Kinder auf dem Schulhof: Er ist neuer Sozialarbeiter an den Grundschulen in Stülpe und Zülichendorf. Ein Porträt.

Eik Weiske teilt seine Arbeitszeit zwischen der Zülichendorfer und der Stülper Grundschule zu gleichen Teilen auf.

Quelle: Victoria Barnack

Zülichendorf/Stülpe. Wenn Max ein Problem zu Hause hat, hört Eik Weiske ihm zu. Auch wenn Anna böse Kommentare in einem Online-Chat erhält, hat Weiske einen Rat für sie. Genauso wenn die Lehrer bei einem Schüler nicht weiterwissen oder Eltern eine schwierige Situation mit der Tochter durchleben. Eik Weiske ist für alle – Schüler, Lehrerund Eltern – der beiden Grundschulen in Zülichendorf und Stülpe ein vertrauensvoller Ansprechpartner. Erst seit dem Sommer ist er im Einsatz. Vorher hatte die Gemeinde das Geld für einen eigenen Sozialarbeiter an den Schulen nicht. Dank einer Förderung gibt es die Stelle nun erstmals.

„Ich war lange in der offenen Jugendarbeit tätig“, sagt Eik Weiske. Sieben Jahre arbeitete er im Jugendclub Jüterbog II. Nun wollte er sich verändern. „Der größte Unterschied ist, dass in der Schule alle Kinderjeden Tag vor Ort sind“, erklärt er. Insgesamt 500 Schülerinnen und Schüler sind es. „Das ist erstmal eine ganz schöne Hausnummer“, sagt Weiske.

Ein Sozialarbeiter für zwei Grundschulen

Nach und nach versucht er, sie alle kennenzulernen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Denn bei Problemen sollen sie sich dem Sozialarbeiter von selbst öffnen. „Ich bin in den großen Pausen immer auf dem Schulhof. Anders geht das auch nicht. Es macht keinen Sinn, immer nur in meinem Büro zu sitzen. Die fünf Tage in der Woche versuche ich so

gut es geht, gleichmäßig zwischen den beiden Schulen aufzuteilen.“

Seit 2014 hat Weiske (v.l.) im Jugendclub Jüterbog II gearbeitet. Quelle: Isabelle Richter

Im Jugendclub konnte Weiske bisher nur einen Teil der Zielgruppe erreichen. Oft kamen die Jugendlichen aus dem selben sozialen Umfeld, hatten die selben oder ähnliche Probleme. An den Grundschulen ist das Spektrum breiter.

Für Weiske bringt das viele neue Aspekte in seinem Arbeitsalltag mit sich. Anders als im Jugendclub in Jüterbog hat er jetzt zum Beispiel kaum noch mit Flüchtlingen zu tun. Dafür sind neue Aspekte hinzugekommen, zum Beispiel das Erlernen sozialer Kompetenzen vor der Pubertät. Auch intensive Gespräche mit Eltern und Lehrern sind für ihn in dieser Form noch Neuland. Sein neuer Arbeitgeber, das DRK, unterstützt ihn bei diesem Lernprozess. Unter den Kollegen gibt es einen regen Erfahrungsaustausch. Das DRK betreut mit seinen Sozialarbeitern unter anderem auch Grundschulen in Ludwigsfelde, Rangsdorf und Wünsdorf, die Jahn-Oberschule in Luckenwalde und verschiedene

Förderschulen in Teltow-Fläming.

 

Sich in neue Themen einzuarbeiten, ist für den 49-Jährigen aber kein Problem. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben stand eine große Veränderung an. Weiske hat erst eine Ausbildung absolviert und dann studiert. „Die längste Zeit meines Lebens habe ich in Berlin verbracht“, erzählt er. Aus der Metropole ist er später weggezogen. Danach ging es

für ihn nach Niedersachsen, wo er die Arbeit mit Jugendlichen richtig kennenlernte. Nach mehreren Jahren zog er zurück in den Osten. In die Region Jüterbog brachten ihn familiäre Kontakte. Bis heute wohnt er in der Stadt, die vor allem für ihre mittelalterliche Geschichte bekannt ist.

In dem Büro, das extra für den neuen Sozialarbeiter eingerichtet wurde, ist Raum für Einzelgespräche. Quelle: Victoria Barnack

Die letzte große Veränderung – vor dem jüngsten Jobwechsel – war eine Fortbildung im Jahr 2018. „Seitdem darf ich mich Medienpädagoge nennen“, berichtet Eik Weiske. „Cybermobbing und Probleme mit dem Datenschutz sind Sachen, die jetzt leider üblich sind.“ In immer jüngeren Jahren wird der Umgang mit Internet und Smartphone für die

Grundschüler selbstverständlich. Einige Lehrer kommen bei der neuen Technik kaum hinterher. Auch für sie ist Weiske ein fachkundiger Ansprechpartner.

 

„Jeder Sozialarbeiter hat sein eigenes Steckenpferd“, sagt Eik Weiske, „bei manchen ist es die Theaterpädagogik, bei anderen die Streitschlichtung, bei mir ist es die Medienpädagogik.“ Sein erstes Zwischenziel: Jede Klasse soll mindestens einen Medien-Projekttag bei ihm absolviert haben. In diesem Schuljahr fängt Weiske mit den älteren Jahrgängen an. „Die Sechstklässler sind bei dem Thema schon mittendrin“, sagt er. „Inder vierten Klasse muss viel Grundlegendes erst erklärt werden. Von Whatsapp haben die meisten Schüler da schon gehört, aber was das wirklich ist, wissen die wenigsten.“ Auch AGs zu dem Thema kann er sich vorstellen.

Neue Fußball-AG an der Grundschule Zülichendorf

Seine erste neue Freizeitgruppe hat er schon gestartet: Dank Weiske gibt es an der Zülichendorfer Grundschule jetzt eine Fußball-AG. Im Jüterboger Jugendclub hat er ein ähnliches Projekt geleitet – und das obwohl er selbst lieber Fahrradtouren unternimmt. „Bei der Fußball-AG geht es nicht nur um Technik“, erklärt der 49-Jährige. „Oben drübersteht die Beziehungsarbeit zu den Kindern. So kann ich sie und sie mich in lockerem Umfeld kennenlernen und wir bauen Vertrauen zueinander auf.“

Von Victoria Barnack