28.06.2021

Nuthe-Urstromtal weist Plätze für Windräder aus


In Nuthe-Urstromtal steht bisher kein einziges Windrad. Viele Einwohner wollen, dass das auch so bleibt.

Deshalb hat die Gemeinde nun einen strengen Plan erstellt und nur drei Plätze für Windräder ausgewiesen.

Noch steht kein einziges Windrad in Nuthe-Urstromtal. Sichtbar sind aber schon einige Anlagen zum Beispiel auf dem benachbarten Heidehof bei Jüterbog. Quelle: Victoria Barnack

Nuthe-Urstromtal. Die Gemeinde Nuthe-Urstromtal hat als eine der ersten Kommunen in der Region einen neuen Windenergieplanaufgestellt. Mit der inzwischen siebten Änderung des ursprünglich aus dem Jahr 1998 stammenden Flächennutzungsplans haben die Gemeindevertreter kürzlich festgelegt, in welchen Korridoren künftig neue Windräder gebaut werden können.

Schneller als der Regionalplan

Weil die höher angesiedelte Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming noch an einem eigenen, überregional gültigen Plan arbeitet, musste sich die Verwaltung für ihr Vorgreifen auch Kritikanhören.

Bürgermeister Stefan Scheddin (parteilos) rechtfertigt das Vorhaben. „Nur mit diesem Plan können wir der Verspargelung unserer Gemeinde Einhalt gewähren“, sagt er.

Teilflächennutzungsplan Erneuerbare Energien Nuthe-Urstromtal Quelle: Victoria Barnack

Scheddin erklärt, dass sich sein Bauamt mit den Fachkollegen vom Landkreis im Vorfeld beraten hatte.

Die Schätzungen hatten ergeben, dass ohne den neuen Plan rund 80 Windkraftanlagen in Nuthe-Urstromtal gebaut werden könnten. „Mit dem gültigen Flächennutzungsplan werden es nach heutigem Stand wahrscheinlich deutlich weniger“, erklärt er, „mit noch 20 bis 30 Anlagen im gesamten Gemeindegebiet.“

1.000 Meter Abstand zu Häusern

Für die neue Planung hatte die Gemeinde ein Büro beauftragt. Dieses wiederum erarbeitete sogenannte harte und weiche Tabukriterien –einige davon sind bundesweit festgesetzt, bei anderen Aspekten hatte die Gemeinde Spielraum. Scheddin nennt ein Beispiel: „Wir schützen gerade Einzelgehöfte, indem wir nicht 600 Meter, sondern über 1.000Meter Abstand setzen“, sagt er. Landesweit gilt die 1.000-Meter-Regelung ausschließlich für ganze Ortschaften, nicht aber für einzelne Wohngebäude wie zum Beispiel Forsthäuser oder andere abgelegene Grundstücke.

Mehr zum Thema: So hat Nuthe-Urstromtal die Tabukriterien für erneuerbare Energien festgelegt

Mit den verschiedenen Kriterien, die in einer 70-seitigen Begründung den gesamten Plan erläutern, wurden Stück für Stück Flächen in der Gemeinde ausgeschlossen. Am Ende bleiben in Nuthe-Urstromtalgenau drei potenzielle Windkraft-Areale übrig.

„Wir müssen der Windkraft Raum geben“

Das ist deutlich weniger als die Regionale Planungsgemeinschaft höchstwahrscheinlich bald für Nuthe-Urstromtal festlegen wird. Doch die Gemeinde darf mit ihren eigenen Plänen unter diesen Vorgabenbleiben, begründet durch die vielen harten und weichen Tabukriterien. Die Gemeinde dürfte hingegen nicht mehr oder andere Flächenausweisen als im überregionalen Plan stehen werden. Daran hat man sich in Nuthe-Urstromtal gehalten, so Scheddin. „Wir als Gemeindemüssen der Windkraft Raum geben“, erklärt er. „Tun wir das nicht selbst, gibt uns der Regionalplan alles vor. Und solange es den noch nicht gibt, sind Windräder quasi überall im Gemeindegebiet möglich.“ Der neue Flächennutzungsplan soll das verhindern. Die größte und am meisten diskutierte Fläche befindet sich im Südwesten der Gemeinde. Zwischen Zülichendorf und Kemnitz könnten auf 99 Hektar Windräder gebaut werden. Immer wieder werden die Einwohner hier von Unternehmen angesprochen, die sich die Grundstücke schon jetzt sichern möchten. Das sorgte für Verunsicherung unter den Bürgern.

Gemeinde informiert Anwohner

„Auch wir als Gemeinde erhalten jede Menge Anfragen von potenziellen Betreibern“, berichtet Scheddin.

Für die Fläche Zülichendorf-Kemnitz haben die ersten Investoren sogar schon konkrete Vorstellungen benannt. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Waldemar Jendrusch und der Vorsitzenden der Gemeindevertreter, Jovita Galster-Döring, hat Scheddin deshalb Info-Zettel in den Dörfern verteilt und die Reaktionen der Menschen dabei live erlebt.

Sie reichten von absoluter Ablehnung bis hin zu positiven Plädoyers für mehr Windenergie, so Scheddin. „Uns ist es vor allem wichtig, dass die Menschen wissen, dass niemand in Vertragsverhandlungen treten mit Firmen gleich welcher Art treten muss“, betont der Bürgermeister.

Von Victoria Barnack