19.06.2020

Landgut Hennickendorf ist Vorzeigebetrieb


Jürgen Frenzel vom Landgut Hennickendorf setzt sich seit Jahrzehnten für den Naturschutz ein. Er pflegt Blühwiesen für Insekten und macht sich für die Moor- Renaturierung stark. Als einer von fünf Agrarbetrieben ist sein Landgut nun von Brandenburgs Agrarstaatssekretärin geehrt worden.

Jürgen Frenzel freut sich mit Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Silvia Bender über die Auszeichnung. Quelle: Margrit Hahn

Dobbrikow. Das Landgut Hennickendorf mit Sitz in Dobbrikow gehört zu den fünf vorbildlichen Höfen, die am Donnerstag von Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Silvia Bender geehrt wurden. Jeder ist Kooperationspartner des Projektes „Naturschutzberatung Brandenburg“, das die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin -Brandenburg e.V. (FÖL) mit initiierte. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die fünf Höfe offiziell zu Demonstrationsbetrieben ernannt. „Alle eint eine hohe Anzahl an umgesetzten Naturschutzmaßnahmen, aber auch ihre Offenheit und Bereitschaft, ihr Wissen weiterzugeben und eigene Ideen in das Projekt einfließen zu lassen“, lobte Silvia Bender.

Vor allem gefiel ihr, dass sowohl konventionelle als auch biozertifizierte Höfe zu den besten gehörten.

Insgesamt fünf Höfe aus ganz Brandenburg wurden am Donnerstag in Dobbrikow ausgezeichnet. Quelle: Margrit Hahn

Christine Menne von der FÖL wies darauf hin, dass es bei diesem Konzept auch darum ginge, dass Landwirte von Landwirten lernen. Und so werden die Vorzeigebetriebe künftig Veranstaltungen durchführen und interessierten Fachbesuchern ihre betrieblichen Naturschutzmaßnahmen erläutern.

„Dabei vermitteln sie sowohl Agrarwissen zu den Wirtschaftsverfahren als auch naturschutzfachliches Wissen zu vorkommenden Arten und Lebensräumen“, betont die Leiterin des Naturschutzprojektes.

Biomasse wird in der Biogasanlage in Dobbrikow so gut wie möglich verwertet. Quelle: Margrit Hahn

Jürgen Frenzel vom Landgut Hennickendorf freute sich nicht nur über die Auszeichnung, sondern auch, dass die Veranstaltung auf seinem Hof stattfand. Schon vor der Wende suchte er nach Möglichkeiten, Landwirtschaft und Naturschutz noch besser unter einen Hut zubringen.

42 Hektar für Moor-Renaturierung

So pflegt er unter anderem eine Orchideenwiese und eine Herbstzeitlosenwiese mit dem Ziel, durch die blühenden Wiesen den Insekten ausreichend Nahrung zu bieten. Zudem setzt er sich seit mehr als 20 Jahren auf einer Fläche von 42 Hektar für die Moor-Renaturierung ein. Durch Wasserüberflutung soll das Moor in seiner Höhe wieder zunehmen.

Fünf Höfe aus dem gesamten Land Brandenburg wurden auf den Landgut Hennickendorf für ihren Beitrag in Sachen Naturschutz ausgezeichnet

Auch auf seiner 850 Hektar großen Betriebsfläche in Dobbrikow werden Natur- und Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. In Dobbrikow betreibt er eine Biogasanlage. Sein Betrieb liegt im Naturpark „Nuthe-Nieplitz-Niederung“, und somit sieht sich der Landwirt auch in der Pflicht. „Wir dürfen nicht nur fordern, sondern müssen auch selbst einen Beitrag leisten“, fügt er hinzu und plädiert dafür, dass Naturschützer und Landwirte voneinander lernen.

Die Orchideenwiese begeisterte auch die anderen Hofbesitzer. Quelle: Margrit Hahn

Der Wolf macht dem Betrieb Probleme

Aber es gibt auch Probleme, auf die Frenzel hinwies. Nach wie vor macht der Wolf den Landwirten der Region das Leben schwer. Im vergangenen Jahr wurden 22 seiner Kälber gerissen. 2018 waren es sogar 44 Tiere. „Ich war soweit, die Mutterkuhhaltung abzuschaffen“, sagt er. Die Wölfe holen sich die Kälber von der Koppel und verschleppen sie in den Wald. Dadurch kann nicht nachgewiesen werden, dass der Wolf der Täter war. Im vergangenen Jahr wurden ihm nur sechs Kälber ersetzt. „Das tut schon weh“, so Frenzel.

Jürgen Frenzel beim Fachsimpeln mit der Agrarstaatssekretärin . Quelle: Margrit Hahn

Insgesamt bewirtschaftet er mit seinen Mitarbeitern eine Fläche von 1000 Hektar, auf der 16 verschiedene Fruchtarten angebaut werden. Allein von der Ackerbewirtschaftung könnte das Unternehmen aufgrund der schlechten Bodenwerte nicht existieren. Deshalb wurde auf Bullenzucht gesetzt. Doch auch damit lässt sich seit anderthalb Jahren kein Gewinn erzielen, denn die Fleischpreise sind katastrophal und decken längst nicht mehr die Kosten. Deshalb wurde der Bestand inzwischen heruntergefahren.

Fünf Höfe geehrt

 

Die ausgezeichneten Betriebe sind:

 

1. Döberitzer Heide-Galloways in Fahrland. Betreiber ist die Familie Querhammer. Das Unternehmen ist biozertifiziert

 

2. Die Landgut Hennickendorf GmbH mit Sitz in Dobbrikow. Betreiber ist Jürgen Frenzel

 

3. Der Landwirtschaftsbetrieb Domin in Senftenberg. Betreiber ist Thomas Domin.

 

4. Die Natur Konkret GmbH in Ribbeckshorst, die von Wiebke Fuchs, Robert Jäckel und Guido Leutenegger betrieben wird. Das Unternehmen ist biozertifiziert.

 

5. Die Muri GmbH in Lübben von Familie Piesker ist biozertifiziert.

Frenzel berichtete, das sich nur 20 Prozent der Flächen in Privatbesitzbefinden. Der Rest seien Pachtflächen.

Aus seiner Sicht zu viel, doch die Banken würden ihm keine Kredite gewähren, weil er zu wenig Sicherheiten bieten kann.

Katrin Geiser von der Naturparkverwaltung Nuthe-Nieplitz erklärt die Besonderheiten und Vorteile der Orchideenwiese.

Quelle: Margrit Hahn

Orchideenwiesen locken Bienen an

Im Anschluss an die Auszeichnungen waren alle zur Exkursion zu den Naturschutzflächen eingeladen. Es ging unter anderem zu einer der schönsten Orchideenwiesen, auf der sich 3000 Orchideen und viele andere Pflanzen befinden. „Dass diese Wiese alljährlich im Frühjahr so prächtig blüht, verdanken wir Jürgen Frenzel. Wir freuen uns über die gute Partnerschaft“, sagt Katrin Greiser von der Naturparkverwaltung Nuthe-Nieplitz.

Von Margrit Hahn