30.08.2021

Nettgendorf: Wohnhaus-Ruine wird abgerissen


Lange Jahre galt sie in Nettgendorf als Schandfleck – jetzt wird die Wohnhaus-Ruine an der Hauptstraße abgerissen. Was die neue Eigentümerin Emily Rohrbeck auf dem Grundstück vorhat, erzählte sie der MAZ.

Freuen sich über den Abriss der Ruine: Emily Rohrbeck, Gemeindevertreter Guido Schulze, Stefan Scheddin, Ralf Schulz und Daniela Rohrbeck (v.l.). Quelle: Elinor Wenke

Nettgendorf. Ein Schandfleck in Nettgendorf, über den sich Einwohner, Gäste, Gemeindevertreter und Verwaltung schon seit Jahren ärgern, verschwindet. Die Wohnhaus-Ruine direkt an der Hauptstraße wird abgerissen.

Abrissgenehmigung gab es Ende der Woche

„Die Abrissgenehmigung vom Landkreis gab es Ende vergangener Woche und dann ging es auch gleich los“, sagt Nuthe-Urstromtals Bürgermeister Stefan Scheddin (parteilos) erleichtert. Seit fast vier Jahren bemühte er sich um eine Lösung in dieser unendlichen Geschichte, die ihm manches Mal aussichtslos erschien.

Ohne Wohngenehmigung

„Die ehemaligen Eigentümer waren, auch wegen gesundheitlicher Probleme, leider nicht in der Lage, das Grundstück zu sanieren oder zuhalten“, berichtet Scheddin. Das Gebäude wurde ohne genehmigte Wohnnutzung bewohnt und

verfiel immer mehr. „Der Anblick der Ruine war mir und vor allem den Nettgendorfern schon lange ein Dorn im Auge“, so Scheddin.

Die Ruine in der Nettgendorfer Hauptstraße wird abgerissen. Quelle: Elinor Wenke

Auch Ortsvorsteher Ralf Schulz kann ein Lied davon singen. „Bei dem Begriff Nettgendorf hieß es immer, ach ihr seid die mit der Ruine“, berichtet Schulz. Er hatte sich stets Sorgen um die Standsicherheit des Gebäudes gemacht. „Ich hab immer nur den Schulbus mit den Kindern gesehen und gedacht, hoffentlich fällt der Giebel nicht mal drauf.“

Bauaufsicht sah keine Gefahr

Doch lange Zeit schien kein Ausweg in Sicht. Die Bauaufsicht des Landkreises sah keine Gefahr und die Eigentümer sahen keinen Grund zum Auszug. Doch Scheddin ließ nicht locker. „Nach vielen Gesprächen meinerseits mit den Alteigentümern und gemeinsam mit der Bauaufsicht wurde dann doch gegen die ungenehmigte Wohnnutzung vorgegangen“, berichtet der Bürgermeister. „Aber wir als Verwaltung haben nicht nur gefordert und sanktioniert, sondern auch geholfen“, so Scheddin. Er unterstützte das Alteigentümer-Paar bei der Wohnungssuche und bei der Veräußerung des 3.000 Quadratmeter großen Grundstücks.

Das Obergeschoss will die junge Familie zum Wohnen ausbauen. Quelle: Elinor Wenke

Neue Eigentümerin ist seit dem Frühjahr Emily Rohrbeck. Die 28-jährige Studentin ist mit ihrem Verlobten Marcus Mettner und dem dreijährigen Töchterchen auf das Nachbargrundstück zu ihren Eltern gezogen. Die gebürtigen Berliner hatten den Hof in Nettgendorf 2002gekauft. „Wir freuen uns natürlich, dass unsere Tochter jetzt wieder nach Hause zurückkehrt“, sagt Mutter Daniela Rohrbeck und strahlt. Sie hatte sich immer ein ordentlicheres Nachbargrundstück gewünscht und Tochter Emily schon länger mit dem Leben auf dem Lande geliebäugelt. Vorübergehend wohnt die junge Familie in der elterlichen Einliegerwohnung, später soll die obere Etage im Nebengelass ausgebaut werden.

30.000 Euro für den Abriss

Neben dem Kaufpreis steckt Emily Rohrbeck rund 30.000 Euro in den Abriss. „Das marode Wohnhaus wird abgerissen, die Scheune bleibt stehen“, kündigt sie an. Sie soll später saniert und ausgebaut werden –für Pferdeboxen, Seminar- und Lagerräume.

Event- und Seminarzentrum für Pferdeliebhaber

Daniela Rohrbeck betreibt nebenan eine Landwirtschaft mit Pferdehaltung. Das aktuelle Hofangebot soll erweitert werden. „In Zukunft soll hier ein kleines Event- und Seminarzentrum – eventuell mit Ferienzimmern – entstehen“, stellt Emily Rohrbeck in Aussicht. „Es soll ein Ort werden, an dem man mit seinem Pferd zusammenwachsen, lernen und Urlaub machen kann.“ Das Angebot indem 108-Einwohner-Dorf richte sich dann auch an Radwanderer, Naturliebhaber und an Firmen, die beispielsweise Teamtrainings und Meetings veranstalten wollen.

„Mein Traum ist eine eigene Reithalle“, schwärmt Emily Rohrbeck. Der Anfang ist gemacht und ihr eigenes Pferd

„ZR Magic Smokey King“ steht schon in Nettgendorf.

Von Elinor Wenke